18.01.24 - Spiritleaks Redaktion
Ayurveda Grundwissen
Der philosophische Hintergrund zum Ayurveda
Die Schöpfungsgeschichte spielt natürlich in jeder Kultur eine große Rolle. Für das Verständnis der Ayurvedamedizin ist es sicherlich nicht zwingend notwendig, sich ausführlich mit dem Schöpfungsgedanken der indischen Kultur auseinander zu setzen. Aber wer verstehen möchte, auf welchen Grundlagen ein ayurvedischer Praktiker, sogar euer Yogalehrer arbeitet, der sollte sich diesen Bereich dennoch kurz durchlesen.
1. Die Schöpfung
Den Beginn der Schöpfung nennt man in der hinduistischen Tradition SHUNYAKASHA. Shunyakasha bedeutet Leere. Mit dieser Leere der Zustand gemeint ist, in dem das unerschöpfliche Potential aller Möglichkeiten noch gänzlich ruht. Quasi eine schlafende Energie, die alles was jemals existieren könnte enthält. Zum Leben erweckt wurde dieser Zustand dadurch, dass das kosmische Allbewusstsein, die göttliche Energie, durch eine allererste Schwingung - OM - sich in diese Leere manifestierte.
Das deckt sich im Prinzip auch mit unserer Urknalltheorie, nur eben mit anderen Bildern ausgedrückt. Es gab vor 13,8 Milliarden Jahren einen Punkt, in dem die gesamte Energie unseres Universums enthalten war. Dann ist irgendetwas passiert, was genau weiß man noch nicht und schwupp kam der Urknall zustande. Im Moment des Urknalls, entstand aus der Energie die Welt in der wir heute leben.
Ein kleiner Exkurs
Und doch ist alles nur reine Energie
Stellt euch sich Dominosteine vor, die in einer unendlich langen Reihe, mit unendlich vielen Abzweigungen, hintereinander aufgereiht sind. Jeder Dominostein steht für eine Möglichkeit, jede Abzweigung für eine Entscheidung. Am Anfang dieser Reihe ist ein Pendel. Dieses Pendel steht für das Allbewusstsein. Die Schöpfung beginnt in dem Moment, in dem das Pendel den ersten Dominostein anstubbst. Die Bewegungsenergie (Schwingung) des Pendels wird an den ersten Dominostein übertragen und von nun an, an jeden weiteren Stein weitergegeben. Jeder Stein verbraucht für das Umfallen selbst ein wenig Energie, so dass irgendwann die Energie vollständig aufgebraucht ist.
Die "göttliche" Energie findet sich somit in Allem was existiert und jeder Mensch ist ein Teil der gleichen göttlichen Energie.
Wer sich bereits ein wenig mit Spiritualität und Energieheilung beschäftigt hat, weiß, dass die Welt aus Schwingungen - aus reiner Energie besteht. Licht, Materie und auch Bewusstsein sind wissenschaftlich betrachtet nichts anderes als Energie, lediglich in unterschiedlichen Ausprägungen und Erscheinungsformen. Die Farbe Rot hat eine bestimmte Schwingungsfrequenz, die von unserem Auge als Rot wahrgenommen wird. Blau hat eine andere Schwingungsfrequenz und wird dadurch als Blau erkannt. Infrarotstrahlen oder Mikrowellen haben ebenfalls eine bestimmte Schwingungsfrequenz, diese können wir zwar mit unseren Augen nicht wahrnehmen, jedoch nehmen wir Infrarotstrahlen über Sensoren in der Haut als Wärme wahr.
Die Schwingungsfrequenz entsteht bereits im Atom, dem Grundbaustein alles Seins. Genaugenommen, ist das Atom an sich bereits Schwingung. Um den Atomkern kreisen (kreisen ist nicht korrekt, wird hier jedoch als Vereinfachung verwendet) Elektronen. Alle Elemente unterscheiden sich nur durch die Anzahl der Elektronen, die zu diesem Atom gehören. Wasserstoff hat beispielsweise 2 Elektronen. Je mehr sich die Elektronen dem Kern nähern, desto schneller kreisen Sie, da der Umfang ja entsprechend kleiner wird. Je schneller die Elektronen sich bewegen, desto fester wird der Aggregatzustand. Sind die Elektronen z.B. im Wasser-Atom dicht am Kern, ist der Aggregatszustand fest - wir sehen Eis. Entfernen sich die Elektronen, entsteht Wasser und sind die Elektronen weit entfernt, entsteht Wasserdampf. Es ist demnach immer Wasser, aber wir nehmen es unterschiedlich wahr. Eine Energie von außen, Kälte oder Wärme, beeinflusst die Schwingung der Elektronen und schon ändert sich alles.
2. OM - Der Urklang
Wie es auch in unserer christlichen Religion heißt "Am Anfang war das Wort". Im Buddhismus präsentiert OM dieses Wort. Es jedoch nicht als Wort im engeren Sinne gemeint, sondern als die ursprüngliche Schwingung der göttlichen Energie (Worte sind Töne und Töne sind Schwingungen). OM steht für das "Alles was ist, alles was war und alles, was jemals sein wird".
Wenn ihr die Kraft des OM spüren möchtet, könnt iht einmal über das OM meditieren. Entspannt und aufrecht hinsetzen, Augen schließen, die Aufmerksam auf das Ein- und Ausatmen richten und dann in Gedanken oder verbal das Wort "A-U-M" langgezogen und langsam sprechen/denken.
Wiederholt das so lange, bis ihr die Schwingung des Wortes regelrecht fühlen könnt. Lasst euch von dieser Schwingung tragen. Vielleicht werdet ihr verstehen, warum Millionen Menschen und tausende Mönche täglich die Kraft des OM´s nutzen. Es ist jedoch nicht nur der Klang, der so bedeutend und kraftvoll ist, sondern das Bewusstsein, dass sich mit dem Ton verbindet. Im nächsten Schritt könnt ihr daher auch gerne die elementaren Aspekte gedanklich hinzufügen.
Der Dreiklang A-U-M steht für die drei elementaren Aspekte der göttlichen Energie. Der Kreislauf des Lebens und aller Dinge.
1. Brahma Shakti - Die kreative Kraft, die alles erschafft
2. Vishnu Shakti - Die bewahrende Kraft, die alles aufrecht erhält und
3. Shiva Shakti - Die zerstörende Kraft, die Wandlung und Erneuerung ermöglicht
PS: Klappt das noch nicht so gut, ist euer Geisteszustand noch zu aufgewühlt. Im Stress-Zustand befindet sich das Gehirn in einem sogenannten Beta-Schwingungsbereich. Das ist das Alltagsbewusstsein, in dem ihr euren Alltag erlebt. Hier ist die Aufmerksamkeit nach außen gerichtet und nicht nach innen und das verhindert dann die innere Wahrnehmung des eigenen Selbst.
Purusha und Prakriti
Als das OM das Shunyakasha in die drei göttlichen Energieaspekte teilte, entstanden aus dem einem universellen Bewusstsein zwei elementare "Kräfte". Purusha steht für das göttliche Selbst. Prakriti ist die fließende Energie. In unserem Dominospiel ist das Pendel an sich Purusha - die Bewegungsenergie, die von Stein zu Stein fließt, symbolisiert dagegen Prakriti. Die Natur der Bewegungsenergie liegt darin, von Stein zu Stein weiter zu fließen und beschreibt damit einen wesentlichen Ausdruck nach Ausdehnung und Erweiterung. Alles in der Natur pflanzt sich fort. Das Wesen zur Erhaltung der Art liegt somit im Prakriti. Der Samen im Boden würde ohne Prakriti nicht zu einer Pflanze werden und aus der Eizelle und der Spermazelle würde kein neues Lebewesen heranwachsen. Es ist also eine Art Impuls, der sich durch das göttliche Prinzip in allem was existiert findet.
Gunas und Tattvas - Bausteine des Lebens
Aus dem Prakriti gingen die fünf Elemente (Tattvas) und die drei Gunas hervor. Tattvas und Gunas präsentieren die Ur-Kräfte, da alles was existiert aus diesen 5 Elementen in Verbindung mit den jeweiligen Gunas besteht.
Die fünf Elemente sind
1. Raum (Akasha)
2. Luft (Vayu)
3. Feuer (Tejas)
4. Wasser (Apas)
5. Erde (Prithivi)
Gunas sind die drei essentiellen Eigenschaften:
1. Rajas : Aktivität und Bewegung
2. Tamas : Starrheit, Dunkelheit und Unwissenheit
3. Sattva: Harmonie, Licht, Wissen
Auf die 5 Elemente gehen wir im Bereich "Grundbegriffe", am Ende dieser Seite noch einmal genauer ein, da Sie eine sehr große Rolle im Ayurveda und insbesondere auch in der ayurvedischen Medizin darstellen. Auch in der Traditionellen chinesischen Medizin spielen die 5 Elemente eine zentrale Rolle, daher sollten Sie sich unbedingt die Zeit nehmen, und sich mit dieser Thematik intensiver auseinander setzen. An dieser Stelle möchten wir lediglich betonen, dass alles was existiert sich aus diesen 5 Elementen zusammensetzt. Sie selbst als Mensch, Ihre Nahrung, Ihre Gedanken, Ihr Wesen und Ihr Charakter. Wer das Wesen der 5 Elemente versteht, versteht auch das Wirken und das ist der Schlüssel für das Verständnis der Welt.
Zusammenfassung
Das waren jetzt sicherlich schon eine Menge Informationen. Und sicherlich muss man sich das auch mehrmals durchlesen. Wem das zu anstrengend ist, hier noch einmal in bildhafter Kurzform:
Am Anfang gab es einen Punkt, in dem alles vorhanden war - der hieß Shunyakasha. Dann kam die göttliche Energie und stubbste das Shunyakasha mit einer Schwingungsenergie "OM" an, woruafhin die göttliche Energie mit dem OM ins Shunyakasha floß. Dort teilte sich das OM in Purusha, quasi der göttliche Funke an sich und in Prakriti, die fließende Energie. Das Shunyakasha teilte sich daraufhin in drei Kräfte: 1. Brahmi-Shakti, 2. Vishnu-Shakti und 3.Shiva-Shakti. Aus dem Prakriti - der fließenden Energie - enstanden die Elemente (Tattvas), so ist das in unserer Physik ja auch und jedes Tattva ist mit jeweils drei Gunas (Eigenschaften) ausgestattet.
Für die medizinische Seite heißt das dann ganz konkret, das jeder Mensch und alles, was existiert aus Elementen besteht, denen eine bestimmte fließende Energie innewohnt. Die Energien der Elemente beeinflussen sich gegenseitig, wodurch es zu Wechselbeziehungen kommt. Ist euch z.B. warm und ihr trinkt einen heißen Pfefferminztee, dann wird dieser euch nicht noch mehr zum Schwitzen bringen, sondern kühlen, weil die Tattvas der Pfefferminzpflanze kühlende Gunas haben.